Im Feld mit...Studierenden: Trauergespräch mit Maske und Gesundheitsfragebogen bei der Beerdigung - Trauer um Verstorbene und trauerbegleitende Angebote während der „Corona-Krise“

Im Feld mit…Studierenden: Trauergespräch mit Maske und Gesundheitsfragebogen bei der Beerdigung – Trauer um Verstorbene und trauerbegleitende Angebote während der „Corona-Krise“

Henriette Glatter, Domenic Häde, Alea Metschkoll

Immer wieder hört und liest man die aktuellsten Zahlen der am Corona-Virus neuerkrankten und verstorbenen Menschen. Wegen des potentiell tödlichen Ausgangs einer Corona-Erkrankung rückt der Tod stärker ins Bewusstsein, erhält eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Dabei schwingt oft nicht mit, dass der Tod nicht nur die verstorbene Person betrifft, sondern genauso die trauernden Angehörigen, die dann mit dieser Situation umgehen müssen. Ihnen kann es helfen, sich an andere Menschen zu wenden, zu reden, Gemeinschaft zu spüren – nicht alleine zu sein. Hier setzt die Trauerbegleitung mit ihren Angeboten an. Doch wie in allen anderen Bereichen auch, sorgen Kontaktbeschränkungen und Versammlungsverbote in Deutschland seit Mitte März 2020 für einen zeitweisen Stillstand und zu Einschränkungender Trauerbegleitung und ihrer Angebote. Wir fragen uns: Welche Probleme ergeben sich aus der „Corona-Krise“ für die Trauer um Verstorbene sowie trauerbegleitende Angebote und welche Lösungen wurden dafür gefunden?

Sowohl Trauernde als auch die Institutionen sehen die Einschränkungen als sinnvoll und zum großen Teil auch als wichtig an. Trotzdem stellen sie die Trauernden und die trauerbegleitenden Institutionen vor Probleme, die nicht unbedeutend sind. Die bekannten Regulierungen, wie Personenzahl-Beschränkungen, Abstand halten und „Social-Distancing“ führen zum Entfall von Angeboten beziehungsweise später, nach der Lockerung der Beschränkungen, zur Aufteilung größerer Gruppen in kleinere. Dadurch geht für viele der wichtige Austausch mit anderen Trauernden verloren. Für andere wird das Abschiednehmen vom Verstorbenen erschwert, weil sie die Person nicht auf dem Sterbebett besuchen, sich nicht bei einer Aufbahrung des Verstorbenen verabschieden oder nicht an der Bestattung teilnehmen können. Gemeinschaftliches Trauern ist nicht mehr auf die gleiche Weise wie sonst möglich, was für viele Trauernde eigentlich von großer Bedeutung ist. Denn gerade in der schwierigen Zeit nach dem Tod eines nahestehenden Menschen spielt der Bezug zur Gemeinschaft, das Gefühl des Nicht-Alleine-Seins eine große Rolle. Doch es geht natürlich nicht allen Trauernden gleich. So stellt sich heraus, dass der durch Corona verursachte Ausnahmezustand für die einen erschwerend zur Trauersituation hinzu kommt, quasi eine doppelte Belastung darstellt. Andere haben eher das Gefühl, gar nicht so alleine zu sein, weil sich auch der Rest der Gesellschaft (gezwungenermaßen) in einer neuen Situation befindet.

Der zusätzliche Ausnahmezustand, in den die „Corona-Krise“ die Trauernden versetzt, wird auf jeden Fall von Unsicherheiten geprägt: Sie werden von der Trauer selbst hervorgerufen, der unbekannten Situation in der „Corona-Krise“ und nicht zuletzt den Regulierungen, die nicht immer ganz klar sind und sich oft verändern. Doch gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, dass man „gut trauert“, dass den Trauernden zur Seite gestanden wird und sie einen gesunden Prozess zur Trauerbewältigung durchlaufen können. Deswegen haben sich die trauerbegleitenden Institutionen überlegt, wie sie ihre Angebote auf die eine oder andere Weise aufrecht erhalten könnten. Die wenigsten werden so beibehalten, wie sie eigentlich stattfinden. Dazu gehören Einzelgespräche am Telefon, die ab einem gewissen Zeitpunkt auch wieder persönlich möglich sind. Viele Angebote müssen verändert und an die Situation angepasst werden. Größere Gruppen, wie zum Beispiel das Trauer-Café des Hospizes Halle, werden in Kleingruppen aufgeteilt, damit Gemeinschaft und Kontakt nicht ganz verloren gehen. Um die Gemeinschaftlichkeit bei Bestattungen aufrecht zu erhalten, werden Ideen aufgebracht wie z.B. Blumen zur Bestattung zu schicken, wenn man selbst nicht teilnehmen kann oder ein zeitgleiches Innehalten der Trauernden dort, wo sie grade sind. Weil nicht allen Angehörigen die klassischen Abschiedsmomente möglich gemacht werden können, werden andere Möglichkeiten gesucht und gefunden. So bietet ein hallisches Bestattungshaus an, Fotos vom zurechtgemachten Verstorbenen und der Bestattung anzufertigen und diese dann weiter zu geben.

Zusammenfassend stellen wir fest, dass es Möglichkeiten gibt, trotz der Einschränkungen während der Corona-Pandemie „gut zu trauern“ und dass Trauerbegleiter*innen und Bestatter*innen aktiv nach solchen Möglichkeiten suchen und sich für sie einsetzen. Allgemein zeigen die Ergebnisse unserer Forschung vielfältige und kreative Lösungsmöglichkeiten sowie ein positives und engagiertes Stimmungsbild. Es ist allerdings festzuhalten, dass noch nicht ganz klar ist, welche längerfristigen Folgen die „Corona-Krise“ und die damit verbundenen Einschränkungen bei den Trauernden hinterlassen. Dies gilt vor allem für eingeschränkte oder fehlende Momente des Abschieds. Es scheint aber auch, dass einiges aufgefangen werden kann und viele Trauernde verhältnismäßig gut mit ihrer Situation in der „Corona-Krise“ zurechtkommen.

Der Zwischenbericht des Projektes findet sich hier: